Was auch noch dazu kommt ist ein Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule. Ich wusste gar nicht, dass man so was bekommen kann.

Mein Arzt sagte zwar, dass es nicht von der Schlägerei kommen muss, aber davor tat mir mein Genick nicht weh.

Seit der Schlägerei tut es das.

Ich hatte das Gefühl, als ob der Typ nur meine rechte Gesichtshälfte gefunden hätte, dabei habe ich auch zwei Hälften, das ergibt sich doch schon aus dem Wort „Hälfte“.

Ach ja, einen Zahn habe ich auch noch verloren, aber der war mein kleinstes Problem.

Die Brüche heilten zum größten Teil von alleine wieder zusammen, nur das Jochbein musste mit einer Platte und die Augenhöhle unten mit einem Draht fixiert werden. Die Platte und der Draht bleiben auch für immer drinnen.

Meine rechte Gesichtshälfte ist heute noch taub, da fühle ich nichts. Was beim Zahnarzt blöd ist, da er, wenn er mir eine Spritze gibt ja darauf wartet, dass die Lippen taub werden – was sie bei mir ja seit Jahren sind.

Was einfach nur Scheiße ist, ist, dass ich jetzt richtig schlecht sehe. Ich kann keinen geraden Strich mehr an die Wand zeichnen und wenn ich ein Regal anbringen will, muss einen Freund fragen, ob er es für mich macht, damit es auch gerade ist. Ich erkenne meine Freunde nicht mehr, wenn ich sie auf der Strasse treffe. Autofahren ist für mich auch gestorben. Das ist für mich auch schon fast das Schlimmste, was mir hätte passieren können.

Ich sehe alles nur noch unscharf, wenn ich mir was genau ansehen will, muss mir mit Hilfsmittel aushelfen. Standlupe, Molekular, Vergrößerung am Rechner und natürlich die Punktschrift nicht zu vergessen. Das musste ich alles erst noch lernen. Wie ich das gemacht habe, will ich euch auf den nächsten Seiten erzählen.

Denn da waren noch die Arbeitserprobung, die Grundrehabilitation  und natürlich die blindengerechte Ausbildung im BFW Würzburg. Das muss man alles mal mitgemacht haben.