Das Leben könnte si witzig sein.
  Die Ausbildung
 

Die Grundreha

 

Die Grund-Reha dauerte ein Jahr und war dazu da, dass wir die Punktschrift lernen sollten.

Wir lernten z.B. dass die Punktschrift aus sechs Punkten zusammengesetzt wird. Wie die sechs Punkte auf einem Würfel. Dabei fängt es links oben mit der 1 an hört rechts unten mit der 6 auf.

 

1 4

2 5

3 6

 

Zuerst versuchten wir alle die sechs Punkte einzeln zu fühlen, aber dafür waren wir alle noch zu grobmotorig. Aber wir lernten es ja auch erst noch.

Dann gab es da ja auch noch den Unterricht „Blindenkunde“.

Was soll denn das fürn Mist sein, war unsere erste Bemerkung, als wir davon hörten. Doch das erklärte sich recht schnell. Sozialkunde für Blinde. Aha. Das muss einem ja auch gesagt werden. Wir erfuhren also, wo wir was beantragen konnten und was die Buchstaben auf den Behindertenausweißen zu bedeuten hatten.

Wir lernten auch, dass man mit einem Langstock nicht gleich blind sein musste. Sondern auch als Sehbehinderter einen Langstock mit sich führen sollte, wenn man weniger Sehkraft als

30 % hätte.

Aber die Hauptsache im ersten halben Jahr war die Punktschrift. Das hieß für die meisten von uns: Üben, üben, üben.

Mir selbst fiel es relativ leicht die Punktschrift zu lernen, da ich schon immer recht gerne gelesen hatte. Ich möchte hier jetzt nicht alle Buchstaben aufzählen, das würde zu lange dauern, denn es gibt insgesamt drei verschiedene Punktschrift-Arten.

Basis-Braille, hier werden alle Buchstaben einzeln geschrieben.

Vollschrift, hier werden fast alle Buchstaben ausgeschrieben, außer au, äu, eu, ie, er, en

und

Kurzschrift, hier wird wild drauf los gekürzt. Hier kann man auch die Worte nicht an der Länge erkennen. Denn hier haben wir auch Komma-Kürzungen, Worte die mit einem Komma und einem Buchstaben benannt werden. Alleine das Zeichen für ß hat fünf Bedeutungen.

Das hört sich schwierig an, ist es aber nicht. Denn da kommt es auch darauf an, wo das Zeichen steht.

 

Dann hatten wir noch einen Unterricht, auch wenn mir der Begriff nicht wirklich gefällt, der uns im Haushalt die Selbstständigkeit zurück bringen sollte. Das war bei einigen auch wirklich nötig, denn die hatten echt alles verlernt. Einer war dabei, der wurde von seinen Eltern so in Watte gepackt, dass er sich noch nicht mal alleine duschen konnte. Er hatte es nie gelernt. Ich konnte das nie verstehen, wie man das als Eltern so durchziehen kann. Ich kann sie ja verstehen, sie hatten Angst, da er nicht richtig sieht, dass er sich verletzt. Da war es einfacher, ihm die Arbeit abzunehmen als es ihm zu lehren. Wenn sie meinen.

Aber da wollte ich jetzt gar nicht hin.

Der Unterricht im ersten Halbjahr bestand zum größten Teil aus Punktschrift und TV Textverarbeitung. Der Rest war mehr oder weniger so was wie ne Logotherapie.

Dann begann aber das zweite Halbjahr. Jetzt wurden wir an Computer ausgebildet. Und wir bekamen beigebracht, wie man als Blinder an einem Rechner arbeitet und welche Hilfsmittel es gibt.

Die Sprachausgabe: Da muss ich wohl nicht viel zu sagen. Die liest einem halt vor was auf dem Bildschirm steht.

Die Vergrößerung: Die vergrößert einem halt was auf dem Bildschirm angezeigt wird. Ist bestimmt auch keine Überraschung.

Aber der Vollblinde arbeitet mit einer Braillezeile. Die ist nach dem Erfinder der Punktschrift benannt. Wobei Erfinder auch nicht richtig ist. Dazu aber später mehr.

Die Zeile zeigt Zeile für Zeile an, was auf dem Bildschirm steht und Text ist. Also schriftlich. Ob jetzt ein Text oder eine Tabelle, das ist egal.

Natürlich war für uns ne Maus am Rechner eher unbrauchbar, denn um die zu nutzen muss man halt sehen können. Wir haben aber die Tastenkompinationen, mit denen das klasse funktioniert.

 

Nachdem das Halbjahr auch ins Land gegangen ist, begann die Ausbildung zum TKO „Telekommunikationsoperator“ In der Zukunft nur noch TKO. Besser ist das.

 

Die war zwar nicht ganz so anstrengend, wie gesagt wurde, aber hatte es schon in sich.

Denn da gab es ein Fach, das für mich nichts war. ÖVK  Öffentliche Verwatungskunde.

Mann, ich hielt und halte das Fach für Unfug, für einen Telefonisten auf alle Fälle.

Da kommt es nicht darauf an, dass man weiß ab wann man geschäftsfähig ist. Da muss man doch nur wissen, dass man nicht davon erzählt, was man am Telefon erfährt.

Na ja, egal.

Wir hatten dann noch ein paar andere Fächer. Deutsch, EDV, Englisch, Sport, usw.

TKO war auch ein Fach, das war sogar interessant für mich. Da gab es eine Telefonzentrale, die wir zu Übungszwecke nutzten. Das heißt, dass uns die Ausbilderin angerufen hat und wir bestimmte Aufgaben zu bewältigen hatten.

Anrufe weiterleiten, Nachrichten aufnehmen und weiterleiten, Konferenzschaltungen aufbauen, Probleme erkennen und dementsprechend handeln.

Das durften wir dann auch ein Jahr lang machen. In diesem Jahr gab es auch ein Praktikum zu absolvieren. Aber das schneite ich wo anders an.

Danach kam dann die Abschlussprüfung.

Die hat richtig Spaß gemacht. Doch ehrlich.

Da war etwas Excel dabei, ein wenig telefonieren und ein wenig Theorie.

Am Ende habe ich die Prüfung mit ner zwei geschafft, wenn ich mir bei ÖVK mehr Mühe gegeben hätte, wäre es eine eins geworden

 
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